Die Wurzeln des Fünf-Sterne-Resorts Sonnenalp im Allgäu
Wie aus tüchtigen Nudelmachern exzellente Gastgeber wurden
Eine kleine Allgäuer Bäckerei vor 150 Jahren und heute ein exklusives Fünf-Sterne-Resort. Dazwischen liegt eine Erfolgsgeschichte, die ganz auf den Leidenschaften der Familie Fäßler basiert. Bäckerei, Nudelproduktion, Moorbäder und Leistungssport. Das ergibt die DNA eines ungewöhnlichen Familienunternehmens, das nicht nur Maßstäbe in der Luxushotellerie gesetzt hat, sondern zu den führenden Häusern im deutschsprachigen Raum gehört und von Dr. Anna-Maria und Michael Fäßler mittlerweile in der vierten Generation geführt wird.
Manchmal lohnt es sich, hinter die Kulissen zu blicken, um Dinge besser verstehen und wahrnehmen zu können. Besonders den Allgäuerinnen und Allgäuern sagt man nach, dass sie gründlich und zuverlässig sind. Schnelle und oberflächliche Aktionen sind ihnen eher fremd. Und dies hat sicherlich zu einem guten Teil auch zur Erfolgsgeschichte des Sonnenalp Resorts beigetragen. Eine Geschichte, die auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheint. Bei genauerem Hinsehen aber wird klar, wie das außerordentlich vielseitige Angebot von heute eine logische Entwicklung aus den Ambitionen der Vorfahren ist. Wie ein roter Faden ziehen sich diese durch die Erfolgsgeschichte der Familie Fäßler und ihrer Sonnenalp. Begeben wir uns also auf eine kleine Zeitreise in die Allgäuer Bergwelt.
Von gutem Essen und Wellness anno dazumal
Begonnen hat es vor gut 150 Jahren, als Ur-Großvater Adolf Fäßler in Immenstadt aufgewachsen ist und das Bäckerhandwerk gelernt hat. Leider hat ihm die Arbeit eine Staublunge eingebracht, so dass er sich 1910 etwas Neues einfallen lassen musste, um seine kleine Familie zu ernähren. Es sollte dann auch mit Essen und einem artverwandten Handwerk zu tun haben. Samt Familie zog er nach Sonthofen und startete eine Nudelproduktion. Nicht maschinell, sondern alles in Handarbeit. Die frischen Nudeln wurden zum Trocknen aufgehängt und von Hand in Pergament verpackt. Das war im Allgäu nicht viel anders als in Süditalien.
Es war ein risikoreiches Geschäft mit den Nudeln, da es in vielen Haushalten üblich war, die Nudeln selbst zu machen. Und so suchten die Fäßlers ein zweites Standbein. 1919 eröffneten sie auf ihrem Bauernhof die Ausflugsgaststätte Sonnenalm, und eroberten mit ihren herzlichen Gastgeberqualitäten Einheimische wie Urlauber gleichermaßen. Weiter ging es mit Moorbädern, die schon damals wegen ihrer Heilwirkung bei Rheuma, Gelenkserkrankungen und Erschöpfungszuständen gefragt waren. Im Keller ihres Hauses auf der Sonnenalm richteten sie 1923 zwei Moorkabinen ein. Auch das tat nicht nur Urlaubsgästen gut, sondern auch den Einheimischen, die mit körperlich schwerer Arbeit ihren Unterhalt verdienten.
Damit waren die Weichen für die heutigen Wellness- und Spa-Angebote gestellt. Nur, dass diese Begrifflichkeiten noch nicht en vogue waren.
Nach und nach wurde das Bauernhaus mit geschmackvollen Fremdenzimmern und einem Speisesaal erweitert. Mit Ludwig Fäßler war in den 1930er Jahren schon die nächste tatkräftige Generation aktiv. Er schaufelte per Hand für die Sommergäste am Waldrand das erste Freischwimmbad – überhaupt eines der ersten in der Region und schnell sehr beliebt. Damals war das noch eine sehr naturnahe Angelegenheit und es störte sich auch niemand daran, wenn Frösche, Lurche und Feuersalamander Gesellschaft beim Baden leisteten. Der Teich neben dem Golfclubhaus des heutigen Golfplatzes Sonnenalp erinnert an Ludwigs Pionierleistung.
Gleichzeitig ließ sich Ludwig Fäßler zum Kneippbademeister ausbilden und erweiterte das Angebot in der eigenen Hotel-Pension um Kuraufenthalte. Dass man auf der Sonnenalp gerne gesund werden wollte in dieser idyllischen Umgebung, kann man sich auch heute noch gut vorstellen.
Sportlich Neues wagen
Karlheinz, Enkel von Adolf und Vater von Michael Fäßler, kam in den 1950er Jahren zum Betrieb. Nach der Hotelfachschule ging es für ihn gleich auf die Sonnenalp. 1957 heiratet er seine Gretl und übernimmt mit ihr die gemeinsame Leitung der Sonnenalp. In seiner knappen Freizeit avancierte Karlheinz zum erfolgreichen Skirennläufer, schaffte es sogar in die deutsche Nationalmannschaft. Und dann kam es zu einem entscheidenden Schlüsselerlebnis. Bei einer Studienreise in die USA besichtigte er das berühmte Broadmoor Resort in Colorado samt Golfplatz, mehreren Restaurants, Shops, einem kleinen See und einem Eisstadion. Damals waren die USA das bewunderte Paradies, der Dollar vier D-Mark teuer. Alles, was von dort kam, war groß und verschwenderisch. Nicht nur die Cadillacs und Chevrolets. Für Karlheinz war die Vision des heutigen Sonnenalp Resorts geboren.
Da kam das Wirtschaftswunder in der BRD gerade recht. Die Menschen hatten wieder mehr Geld und wollten sich was leisten. Und auf der Sonnenalp wurde aus der Vision Realität. Natürlich nicht auf einmal, sondern in mehreren Schritten über etliche Jahre. Erschüttert wurde die Entwicklung durch den verheerenden Hotelbrand 1967. Aber Gretl und Karlheinz zeigten große Willensstärke und Krisenresistenz – Eigenschaften, die auch die heutigen Fäßler-Generationen besitzen – und entschlossen sich voller Kraft zum Neuaufbau ihrer geliebten Sonnenalp. Am Ofterschwanger Horn wurden neue Lifte gebaut, Loipen angelegt und auch für den Sommer brauchte es noch eine besondere Attraktion. Bis in die 1970er Jahre sollte es dauern, bis der Golfplatz Realität und am 17. Juni 1977 eingeweiht wurde.
Vom Gestern ins Heute
Wer heute im Sonnenalp Resort logiert, spürt und erlebt all diese Wurzeln hautnah. Michael Fäßler und seine Frau Anna-Maria führen mit großer Leidenschaft und Dankbarkeit das Erbe ihrer Vorfahren fort. Aus dem Bäckerhandwerk und der Nudelfabrikation ist eine kulinarische Qualität inklusive Michelinstern gewachsen. Aus den Moorbädern und dem Freibad wurde ein exzellentes Wellness- und Health-Angebot. Und die Leidenschaft fürs Skifahren und für Golf prägt auch heute das umfangreiche Sport- und Freizeitangebot auf der Sonnenalp Sommer wie Winter.
Nach wie vor ist die Sonnenalp ein Allgäuer Familienbetrieb, Familie Fäßler ist ihren Kompetenzen treu geblieben und dabei offen für Innovationen. Das macht dieses Haus so besonders und das unterstreicht die ungewöhnlich hohe Zahl an Stammgästen, die sich den Fäßlers und ihrer Sonnenalp oftmals ebenfalls seit Generationen verbunden fühlen.
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