Gedenkjahr

Bayerisch-Schwaben feiert Jakob Fuggers Lebenswerk

Zum 500. Todestag von Jakob Fugger wird 2025 das Leben und Wirken des großen Förderers und Wirtschaftsvisionärs geehrt. Ein außergewöhnliches Jahresprogramm aus Führungen, Sonderausstellungen, Kunst, Theater und Musik sowie eine neue Lauschtour lassen in Augsburg und Weißenhorn das Vermächtnis Fuggers neu aufleben.

Der Tag, an dem erstmals ein Fugger seinen Fuß auf den Boden Bayerisch-Schwabens setzte, ist gut dokumentiert. „Fucker advenit“ ist im Steuerbuch der Reichsstadt Augsburg von 1367 zu lesen, das heute im Augsburger Stadtarchiv verwahrt wird. „Fucker ist angekommen, hat 44 Pfennige gegeben, würdig“ – so der genaue Eintrag in der Übersetzung. Woher dieser Hans Fugger kam, darüber sind die Historiker uneins. Sein Enkel Jakob Fugger, genannt „der Reiche“, wird später als erfolgreichster Wirtschaftstreibender und Bankier seiner Zeit in die Geschichte eingehen. Dank guter Beziehungen zu den Habsburgern wird er durch Edelmetall-, Waren- und Finanzierungsgeschäfte zum ersten globalen Akteur. Das Engagement seiner Nachfahren wirkt bis heute weiter. Prächtige Schlösser, Burgen, Stadthäuser, und natürlich die Augsburger Fuggerei erzählen Geschichten vom lebendigen Erbe dieser beispiellosen Dynastie. Am 30. Dezember 2025 wiederholt sich zum 500. Mal der Todestag Jakob Fuggers. In einem außergewöhnlichen Veranstaltungsreigen gedenken die Fuggerstädte Augsburg und Weißenhorn seines visionären Lebenswerkes.

Augsburg: Tatort, Tanzen und mit Fugger auf der Couch
Jedes Kind kennt in Augsburg den Namen Jakob Fugger, hat der bedeutsamste Handelsherr der deutschen Frührenaissance doch praktisch an jeder Ecke seiner Geburtsstadt Spuren hinterlassen. Von 1512 bis 1515 ließ er, inspiriert von einer Italienreise, an der heutigen Maximilianstraße die Fuggerhäuser erbauen. Hier logierte im Dreißigjährigen Krieg der schwedische König Gustav II. Adolf und Wolfgang Amadeus Mozart gab 1777 ein legendäres Konzert. Im freskenverzierten Damenhof mit dem Wasserbassin in der Mitte nippen heute an warmen Sommerabenden Augsburger Nachtschwärmer an ihren Drinks.

1521 setzte sich Fugger mit der Stiftung der Fuggerei zu Lebzeiten ein Denkmal. Die älteste Sozialsiedlung der Welt wird jedes Jahr von rund 200.000 Menschen besucht. Der Erlös kommt dem Erhalt der Anlage zugute, in der heute noch rund 150 bedürftige Menschen zu einer symbolischen Jahresmiete von 88 Cent leben. Im Gedenkjahr beleuchtet eine spannende Sonderausstellung die 500-jährige Geschichte der Fuggerei, auch Bewohner der Siedlung kommen zu Wort. (ab 15. September 2025)

Wer den großen Augsburger gedanklich durch verschiedene Lebensphasen begleiten mag, bucht eine der spannenden Fugger-Erlebnisführungen: Bei einer Tasting-Tour durch Augsburg lautet das Motto „Jakob Fugger kommt auf den Geschmack“ und bei der Führung „Jakob Fugger bittet zum Tanz“ darf das Tanzbein geschwungen werden.

Unter dem Motto „Fugger auf der Couch“ stellt Prof. Dr. Boris Gehlen von der Universität Stuttgart im Rahmen des Fugger Forums den modernen Unternehmerbegriff dem wirtschaftlichen Schaffen Jakob Fuggers gegenüber (3. Juli 2025).

Dem musikalischen Wirken der Familie Fugger als Künstler, Mäzene und Sammler von Musikinstrumenten zollt man im Rahmen einer Reihe von Fuggerkonzerten Tribut. Mit „Alte Musik plus“ wird alte Musik in neuen Kontext gesetzt. Tanz, Jazz, Tango, Prosa, Dichtung und Schauspiel spannen einen Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart. Im Staatstheater Augsburg wird sich im Oktober und November für einen eigens inszenierten Fugger-Tatort der Vorhang heben.

Am 30. Dezember 2025 bildet ein Gottesdienst in der Fuggerkapelle St. Anna, die der Familie Fugger als letzte Ruhestätte dient, den feierlichen Abschluss des Gedenkjahres.

Die Fugger in Weißenhorn: Lauschen, Wandern und Erleben
Im Jahr 1507 erwarb Jakob Fugger für die damalige Rekordsumme von 50.000 Gulden die Herrschaft Weißenhorn. Fast 300 Jahre lang prägte die Fugger-Dynastie das Stadtbild und das Leben der Bewohner. Zahlreiche Mitglieder der Familie residierten hier, förderten die Stadt und gerieten immer wieder in Clinch mit den Bürgern. Die Ausstellung „299 Jahre Herren von Weißenhorn. Jakob Fugger und seine Erben“ im alten Rathaus beleuchtet die spannenden Geschichten der Weißenhorner Fugger und ihre besondere Beziehung zur Stadt. (28. September – 02. November 2025)

Ab dem Frühsommer 2025 entdecken große und kleine Besucher die historische Fuggerstadt bei einer neuen, faszinierenden Lauschtour. Startpunkt ist das imposante Fuggerschloss Weißenhorn mit seinen aufwändig bemalten Fensterumrahmungen, das den mächtigen Fuggern einst als Residenz diente und heute das Rathaus beherbergt. Die Tour führt weiter durch die charmante Altstadt mit ihren gut erhaltenen Stadttoren bis hin zum westlichen Wallgraben, wo das Weißenhorner Stadttheater steht – ursprünglich ein Fuggerscher Zehntstadel, heute das kleinste Theater Bayerns.

Wer Lust hat, die Umgebung der Fuggerstadt Weißenhorn auf Schusters Rappen zu erkunden, schlägt vom Kirchplatz aus den knapp 16 Kilometer langen Rundwanderweg über Feldwege, Wiesen und Anhöhen ein, schnuppert im Kreismustergarten Weißenhorn an den Rosen und bewundert in der gotischen Wallfahrtskirche Mariä Geburt in Witzighausen die aufwendigen Fresken im Kirchenschiff. An heißen Tagen lockt als krönender Abschluss ein Besuch im Weißenhorner Freibad.

Vielfältige Spuren der Fugger
Für alle, die mehr über das Erbe und Wirken der Fugger erfahren möchten, gibt es in Bayerisch-Schwaben weitere Orte zu entdecken:

Die Moritzkirche, eine der ältesten Kirchen Augsburgs, empfängt Besucher bereits beim Betreten mit einer besonders ruhigen und kontemplativen Atmosphäre. Die viel beachtete, minimalistische Neugestaltung der Kirche durch den britischen Stararchitekten John Pawson im Jahr 2013 stellt die Figur des Christus Salvator des bayerischen Bildhauers Georg Petel ins Zentrum des Kirchenraums. Finanziert wurde die berühmte Skulptur von der Familie Fugger.

Nur rund 20 Autominuten von Augsburg, vor den Toren des idyllischen Städtchens Aichach im grünen Ecknachtal, liegt das ehemalige Schloss Blumenthal, das den Fuggern einst als Wohnsitz diente und bis in die 50er Jahre als Fuggersches Altenheim fungierte. Heute ist in den historischen Räumlichkeiten unter anderem ein nachhaltig geführtes Schlosshotel und Gasthaus untergebracht.

Das Fuggerhaus in Donauwörth mit seinen Zinnen bekrönten Giebeln war einst das Wohnhaus Anton Fuggers, heute hat das Landratamt Donau-Ries hier seinen Sitz. Im 1. Stock gibt eine Dauerausstellung Einblicke in die bewegte Geschichte des Hauses.

Hoch über dem Schmuttertal bei Biberbach thront von weitem sichtbar die spätmittelalterliche Burg Markt mit ihren wuchtigen, mittelalterlichen Bergfrieden und dem barocken Türmchen der Schlosskapelle. Unter den Fuggern wurde die Burg zur schlossartigen Residenz ausgebaut.

www.bayerisch-schwaben.de/fugger
www.fugger.de/veranstaltungen/gedenkjahr-2025

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